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Über die Phasen einer Trennung — und Ideen für ein bisschen mehr Leichtigkeit

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Eine Trennung tut weh. Egal, auf welcher Seite man steht. Es gibt ein Davor und ein Danach. Die Person, die dir sehr wichtig ist, hat plötzlich die Rolle getauscht und ist nun nicht mehr da und nah. Wie geht man damit um? Claudi Renner teilt in ihrer Kolumne, wie sie ihre eigene Trennung erlebt und was ihr beim Verarbeiten geholfen hat.

Es gibt viele verschiedene Arten einer Trennung. Freundschaften werden genauso beendet wie Partnerschaften oder Arbeitsverhältnisse. Als Gemeinsamkeit haben sie, dass die Initiative immer von einer Seite bzw. Person ausgeht. In den seltensten Fällen sitzen zwei Menschen am Tisch und stellen ruhig und gelassen fest, dass es wohl besser sei, gemeinsam einen Schlussstrich zu ziehen. 

Doch wer ist die Person, die Schluss macht? Es ist ein riesengroßer Unterschied, ob man passiv verlassen wird oder sich aktiv trennt. Im Falle von Freundschaften lebt man sich vielleicht „einfach“ auseinander, geht unterschiedliche Wege, der Kontakt schläft nach und nach ein. Dennoch kann es hier ebenfalls sein, dass, beispielsweise aufgrund von Streit, die Freundschaft aktiv und bewusst von einer Person beendet wird. 

Ich finde es schwierig zu sagen, dass es leichter ist auf der einen, als auf der anderen Seite zu stehen. Lediglich im Bereich der Arbeit erscheint es mir einfacher aktiv selbst zu kündigen, als passiv eine Kündigung zu erhalten. 

Dieser Artikel widmet sich dem, wie ich aus meiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, schlimmsten Fall: Dem Beenden einer harmonischen Partnerschaft, ohne jegliche Vorankündigung des Partners.

Disclaimer: 

Zu übertreffen ist die Ausgangslage dann, wenn Kinder oder ein gemeinsamer Haushalt betroffen sind. Da ich hier keine Erfahrungen habe, kann ich dazu nichts teilen. Für Eltern empfehle ich den hier später erwähnten Podcast-​Tipp „Die Sache mit der Liebe“. Ich bin eine heterosexuelle Frau und beschreibe das Verlassenwerden (und meinen Umgang damit) aus meiner persönlichen Sichtweise. 

Schenke denjenigen, die dir am meisten Frieden bringen, auch die meiste Zeit. 

Die Phasen der Trennung können, wie ich mittlerweile gelernt habe, in unterschiedlicher Reihenfolge und Intensität stattfinden. Sie können sich wiederholen, auch mehrmals am Tag. Außerdem ist es möglich, dass die ein oder andere Phase gar nicht erlebt wird. Außerdem hängen sie von den Umständen, wie beispielsweise den Gründen der Trennung, ab. 

  • Trauer
  • Wut, Ärger, Zorn, Hass
  • Zukunftsängste
  • Reue 
  • Unsicherheit
  • Sinkender Selbstwert
  • Steigende Zweifel
  • Verzweiflung
  • Steigender Selbstwert
  • Sinkende Zweifel
  • Loslassen
  • Freude
  • Hoffnung
  • Lust
  • Liebe

Meine Gefühle haben mich nahezu überrumpelt. Aus „Wut, Ärger, Zorn, Hass“ wurden binnen ein paar Stunden „Trauer, Reue und Unsicherheit“. Zukunftsängste haben sich an nur einem Tag mit einem steigenden Selbstwert abgewechselt. In Momenten wo der Selbstwert gesunken und gleichzeitig Selbstzweifel gestiegen sind, war ich der Verzweiflung nahe. Nach dem Austausch mit Freunden, war ich voller Hoffnung und Liebe. Allein und in Stille überkamen mich abwechselnd Lust und Freude, sowie sinkende Zweifel an meinem Leben – oder aber schwere Anfälle von Zittern, Schnappatmung und scheinbar nicht enden wollenden Tränen. 

Die einen empfinden das Weinen als Reinigung und heilsam. Den anderen tut der Schmerz dadurch noch mehr weh und sie versuchen es zu vermeiden so gut es geht. Bei mir war es ganz unterschiedlich, je nachdem in welcher Phase ich mich gerade befand. Wenn ich voller Wut bin, kann ich nicht weinen. Wenn mich Sorgen überkommen, fließen die Tränen in Strömen meine Backen runter.

Zusammengefasst kann ich also sagen, dass kein Tag emotional vorhersehbar war, teilweise nicht einmal der nächste Tagesabschnitt. Solche Emotionen habe ich in dieser Intensität bisher nur nach Todesfällen (hör dir dazu gerne die Folge 7 des home of life — Podcasts an) erlebt. Der Vergleich mag auf dem erste Blick übertrieben oder an den Haaren herbei gezogen erscheinen. Aber letzten Endes ist es tatsächlich so: Ein Mensch verabschiedet sich aus unserem Leben, wir werden ihn ziemlich sicher nicht mehr sehen. Oder: Wir wollen diesen Menschen nicht wiedersehen! 

„Schlussstriche zieht man nicht mit dem Bleistift. Und wenn jemand dein Herz nicht mehr zurückgeben will, hat er vielleicht kein eigenes. Hol’s dir zurück! Hör auf zu archivieren – lösche.“ 

Was mir wirklich gut getan hat, ist jeglichen Kontakt einzustellen. Ich muss gestehen, dass ich persönlich diesbezüglich nicht in der Lage gewesen wäre. Das ist genau der Punkt, an dem der Freundeskreis und/​ oder die Familie ins Spiel kommen. An dieser Stelle habe ich mir tatsächlich Rat von Freundinnen geholt. Weil ich diese Situation noch nicht hatte und nicht wusste, wie ich am besten damit umgehen. Am besten meine ich im Sinne von „für mich am besten“. Denn Selbstfürsorge hat, in der Zeit der Verlassenwerdens mehr denn je, die Absolute Priorität!!!


So habe ich:

  • ihn bei WhatsApp blockiert.
  • den gemeinsamen Chat gelöscht.
  • den Ordner mit den Fotos am Smartphone gelöscht.
  • alle Fotos gelöscht, die von ihm gemacht wurden oder ihn zeigen. Außerdem alle, die mich irgendwie an ihn erinnern und optisch nicht so wertvoll sind, um für immer aufgehoben zu werden. 
  • meinen Austritt aus allen Gruppen in denen wir gemeinsam waren 
  • seinen Kontakt gelöscht.
  • in allen Social Media den Kontakt unterbunden. 

Außerdem gab es noch Vergleiche mit heißen Herdplatten (die man ja auch nur einmal und dann nicht immer wieder anfasst), mit vorangegangenen Dates und dem damaligen Verhalten (Ghosting ist nur eine Erfahrung die ich gemacht habe), sowie der klaren Ansage, dass er sich für die Trennung entschieden hat und ich jetzt bestmöglich für mich zu handeln habe, damit es mir möglichst gut geht. Um einen kleinen Einblick in diverse Werkzeuge zu geben, werfen wir nun gemeinsam einen Blick in meinen hilfreichen Koffer, vielleicht ist die ein oder andere Idee für dich dabei?

 

💛 Mein Werkzeug-​Koffer:

  • Freunde und Familie treffen.
  • Tiere streicheln und/​ oder pflegen.
  • Keinesfalls eine andere „Baustelle“ im Leben eröffnen.
  • Immer an das Mantra „Du bist deine Nummer eins!“ denken.
  • Alles tun was gut tut.
  • Nichts tun was schlecht tut .
  • Möglichst viel Bewegung an der frischen Luft (auf die für den jeweiligen Moment passende Weise).
  • Tanzen (siehe die Songs, die gleich noch folgen) unter der Voraussetzung, dass man wirklich darauf Lust hat.
  • Lieblingsfilme und ‑serien (nochmal) schauen.
  • Wohltuende Bücher lesen.
  • Ein Buch lesen das schon viel zu lang im Regal steht.
  • Keine Schnulzen oder Dramen, egal ob in Form eines Buchs oder Fernsehen. Außer dir ist nach weinen, weinen und nochmal weinen. Dann konsumiere bewusst Schnulzen und Dramen. 
  • Die Wirkung von Düften, wie mit Parfums oder ätherischen Ölen nutzen.
  • Obacht: Auch die können trügerisch sein, wenn man sich beispielsweise an gemeinsame Momente erinnert.
  • Alles verschenken oder spenden, was an die Partnerschaft erinnert und nicht mehr gut tut.
  • Keine Selbstoptimierung!!!
  • Kein falscher Ehrgeiz!!!
  • Fernhalten von Frischverliebten (auch auf Social Media).
  • Stille (wie beispielsweise beim Yoga, in Atemübungen oder der Meditation) nur dann, wenn sie sich heilsam anfühlt.
  • Zeit für Alleinsein einräumen.
  • Nicht zu viel Zeit für Alleinsein einräumen.
  • Jeden Tag etwas unternehmen.
  • Eine Sprache oder ein Instrument lernen.
  • Für einen Kurs anmelden, der schon lange belegt werden wollte.
  • Musik hören.
  • Hilfreiche Artikel lesen.
  • Hilfreiche Podcasts hören.
  • Darüber reden! Immer wieder alles erzählen! Bis man sich selbst nicht mehr hören kann.

Bei diesem großen Haufen an notwendigen Helferlein kam bei mir immer wieder die Frage auf, warum ich mir das überhaupt antue? Wieso strebe ich eigentlich nach einer Partnerschaft, wenn deren Ende doch so viel Schmerz und Leid bedeutet?

„Wenn man in der Liebe schon das Ende wüsste, finge man gar nicht erst an.“ 

In der Yoga-​Philosophie (vor allem im Bereich des Tantra) geht es immer wieder darum, im Hier und Jetzt zu leben. Das ist die Antwort, die ich mir darauf geben kann. Ende 2019 war mein Wunsch nach einer liebevollen Partnerschaft so groß wie nie zuvor. Ich hatte meine Ausbildung zur Yogalehrerin BDY/​EYU beendet und wollte die neu erreichte Freizeit mit der Anwesenheit eines Mannes füllen. In den vier Jahren habe ich immer wieder gehört, dass der Mensch nicht zum allein leben gemacht sei. Dass wir Tiere sind, die nach Beziehungen streben. Wenn es also nur das Heute gibt, dann brauche ich mir keine Gedanken über den Ausgang der Vereinigung mit einem Mann machen. 

Doch ist es wirklich so? Sind wir nicht vielmehr gesellschaftlich geprägt davon, dass Single sein ganz böse, grausam und schrecklich ist? Dass man allein nicht vollständig sei? Wollen uns diese ganzen Apps und Werbungen nicht sagen, dass wir als Singles Verbesserungspotential haben? Zu all diesen Fragen empfehle ich „Nur die Liebe zahlt“ aus der Carolin Kebekus Show. Sie bringt es auf den Punkt. 

Zurück zum Yoga: Kann ich „Einheit“ nicht auch mit mir und meinen Lieben erfahren? Ohne Liebesbeziehung? Gilt es nicht auch Freunde, Familie und mich selbst lieb zu haben? Muss es denn wirklich eine Partnerschaft sein? Warum reicht es nicht aus, dass ich meine Beziehungen bis zum Rand hin proppevoll mit Liebe packe?

Ich bin die Denke meiner Oma so leid, dass ich nur mit einem Mann an meiner Seite ein gutes Leben habe. Denn das stimmt schlichtweg nicht. Um mir selbst klar(er) zu machen, dass ich mit meinem Trennungsschmerz nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, habe ich mir eine Playlist zusammengestellt. Meine online Recherche nach Songs über Trennungen war eine herbe Enttäuschung. Ich will doch keine Liebeslieder hören, wenn ich frisch verlassen wurde??? Auch nach dem Nachtrauern war mir nicht zumute. Nothing compares to you? Echt jetzt? 

Wir brauchen Songs die uns Kraft geben, uns bestärken und unterstützen. Die Mut und Zuversicht bringen, statt noch mehr Tränen. Songs, bei denen wir lauthals mitsingen können und auf diese Weise die eigene Stimme wieder finden. Umso wichtiger ist es mir, weil ich sehr viel über Musik verarbeitet, meine Lieder hier zu teilen. Ähnlich wie beim Werkzeug-​Koffer, ist vielleicht hier der ein oder andere Ohrenschmaus passend für dich.


🎶 Songs

🎤 Podcasts


Eine neue Perspektive hat mir vor allem ein Satz aufgezeigt, den ich gerne hier teile:

„Bei der Trennung geht es darum, meine eigene Vollständigkeit zu erkennen.“ 

Was mir nicht so gut weitergeholfen hat sind Aussagen wie: „Das Leben geht weiter.“, „Du lernst bestimmt bald wieder jemand kennen.“, „Es hat halt nicht gepasst“, „Der wirklich Richtige kommt schon noch.“, „Ich fand ihn eh komisch.“ oder „Da sind ja auch noch so viele andere interessante Singles in der Stadt.“ 

Obwohl ich weiß, dass jede einzelne dieser Aussagen zu 100% wahr ist. Doch in Momenten der dunkelsten Dunkelheit, kommen solche Gedanken, so lieb sie auch gemeint sind, nicht an. Um einen der wohltuenden und hilfreichen Songtexte zu zitieren: 

„It’s always darkest, before the dawn.“ 

Von ganzem Herzen und absolut ehrlich kann ich dir eines versprechen: Der Schmerz wird Tag für Tag ein bisschen leichter. Die Gedanken an den Ex werden Tag für Tag ein bisschen weniger. Die Negativität schwindet Tag für Tag ein bisschen mehr. Die Kraft und Stärke kommt Stück für Stück zurück. Daran kannst du dich wirklich festhalten. 

Passt auf Euch auf und seid lieb zueinander, jedoch vor allem zu Euch selbst. 

Sonnengrüße von Herzen,
Eure Claudi

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